Deutsche Sprache – schwere Sprache hieß es in meiner Jugend oft. Das wandelt sich. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass im Deutschen mehr Sprachmüll abgeladen wird als in anderen Sprachen. Auslöser für diese tiefschürfenden Betrachtungen war der Bericht einer Klinik, der heute auf meinem Schreibtisch landete. Besonders ins Auge stach ein Satz: „die Patientin zeigte während ihres Stays nur ein mittelgradiges Enhancement“ – was im vorliegenden Fall zum Ausdruck bringen sollte, dass die Patientin während des Verweilens in der Klinik wenig Kontakt zu anderen Insassen und dem Personal aufgebaut hat. Enhancement bedeutet übrigens im Röntgenbereich die Anreicherung von Kontrastmittel in bestimmten Strukturen.
Gut, vielleicht hat der Verfasser des Klinikberichtes ja nur einen Bachelor Abschluss. Diese offizielle Bezeichnung ist wie ach so viele auch nur falsch. Bachelor bedeutet nämlich im Original Junggeselle.
Da sind wir dann auch gleich bei einem der Lieblingswörter der Deutschen, dem „public viewing“ – was gewöhnlich ein gemeinsames Ansehen einer Veranstaltung auf Großbildschirmen bezeichnet. Der Münchner Merkur hat einmal eine Woche versucht, auf Anglizismen zu verzichten und kündigte ein entsprechendes Ereignis dann als Rudelgucken an. Das klingt doch ganz nett. Ach so, und die Originalübersetzung? Da bedeutet public viewing die öffentliche Aufbahrung eines kürzlich Verstorbenen.
Noch ein Lieblingswort ist das Handy. Ein völliger Kunstbegriff, der nur im Deutschen existiert. Im Italienischen heißt das Mobiltelefon „telefonino“, im englischen „mobile phone“, in der Schweiz heißt es „Natel“ (Abkürzung von nationales Autotelefonnetz). Handy heißt in der richtigen Übersetzung handlich oder fingerfertig, ein Engländer wird also mit diesem Begriff gar nichts anfangen können. Nach unbestätigten Meldungen kam der Begriff Handy von einem schwäbischen Ingenieur, der – als er erstmalig ein solches Gerät in den Fingern hatte – gesagt haben soll: hän die koi Kabel net? Aber wie gesagt, das ist pure Spekulation.
Bin ich zu kleinlich? Nein, ich glaube es nicht und man sollte auch nicht zu puristisch sein wie die Machthaber des Dritten Reiches. Dort gab es zum Beispiel keinen Vierzylinder Motor, der hieß damals Vier Topf Zerknall Triebling.
Aber man kann doch einfordern, dass fremdsprachliche Ausdrücke wenigstens in der richtigen Bedeutung angewendet werden. In Bayern haben wir ein paar solcher Ausdrücke, die jedoch meist aus dem Französischen stammen: zum Beispiel das Trottoir, das auch im Original den Gehweg bezeichnet, oder den Paraplü, ein Kosename für den Regenschirm (parapluie), oder auch das Podschamperl – früher mehr verbreitet – heißt im Original pot de chambre und bezeichnet den Nachttopf.
Doch bleiben wir bei den Anglizismen. Der Facility Manager bezeichnet keineswegs nur den Hausmeister, denn letzterer kann wesentlich mehr. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat zu diesem Thema einen interessanten Beitrag gebracht (siehe Link unten).
Und dann habe ich noch ein Wort gehört, bei dem sich mir die Hirnwindungen verdrehen: gedownloadet. Das ist eine kriminelle Verhunzung deutscher Sprache – heruntergeladen wäre richtiger und sicherlich auch schöner. Der Journalist A.Busch fordert für dieses Vergehen eine Strafe von zwei Jahren Duden ohne Bewährung in seinem Beitrag über die 10 dümmsten Anglizismen und er hat recht damit.
Und wenn manche Menschen mit dem letzten one-night-stand prahlen, sollten sie sich überlegen, dass dieser Begriff im Englischen das einmalige Gastspiel einer Theatergruppe auf einer bestimmten Bühne bezeichnet. Aber Ähnlichkeiten sind ja nicht ausgeschlossen.
Vielleicht bin ich ja auch nur so engstirnig, weil ich inzwischen ein Oldtimer bin. Nein, nein, Sie haben schon richtig gelesen und ich habe mich auch nicht verschrieben. Das Wort Oldtimer etwa benennt im Deutschen als Scheinanglizismus ein altes Auto (engl.: vintage car, veteran car oder classic car), während es im Englischen generell einen alten Menschen (vergleichbar unserem scherzhaft verwendeten „Oldie“) bezeichnet.
Jetzt habe ich aber genug gearbeitet, doch wenn Sie glauben, ich gehe jetzt „chillen“ – nein beileibe nicht. To chill heißt im Original etwa durch Kälte abschrecken oder auch abkühlen – und auf meiner Wohnzimmercouch ist es angenehm warm.