Der Diabetes mellitus gehört neben den Störungen des Fett- und Eiweißstoffwechsels zu den Erkrankungen, die in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen haben. Diese Erkrankung zählt heutzutage zu denen, die einen multifaktoriellen Vererbungsmodus repräsentieren (wie z.B. auch der Morbus Bechterew). Neben erblichen Faktoren spielen daher äußere ungünstige Lebens- und Umweltbedingungen eine bedeutende Rolle.
Während der Diabetes Typ 1 seine Erkrankungshäufigkeit hauptsächlich im Alter von 10 bis 25 Jahren hat, liegt die Hauptmanifestation für den Typ 2 zwischen 45 und 65 Jahren. Beim Typ 1 handelt es sich ätiologisch um eine immunpathologische Erkrankung, die zur Zerstörung der B-Zellen des Pankreas mit absolutem Insulinmangel führt. Beim Typ 2 liegt vermutlich eine Insulinresistenz (vor allem in Leber, Muskeln und Fettgewebe) vor, die zu einem relativen Insulinmangel führt. Im Laufe der Jahre kann sich daraus ein Sekundärversagen der Insulinsekretion entwickeln.
Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt folgende Stadieneinteilung:
Potentieller Diabetes
Personen mit nicht pathologischem oralen Gluosetoleranztest, denen mit hoher Wahrscheinlichkeit durch familiäre Belastung ein Diabetes mellitus vorausgesagt werden kann; dazu gehören:
- eineiige Zwillinge, bei denen ein Partner Diabetes hat
- Kinder zweier diabetischer Eltern
- Kinder, bei denen ein Eltern- und Großelternteil an Diabetes erkrankt sind
- Frauen mit Lebend- oder Totgeburt mit einem Geburtsgewicht von mehr als 4,5 kg.
Prädiabetes
Der Prädiabetes bezieht sich auf die Phase vor der Manifestation eines Diabetes mellitus mit normaler oder gestörter Glukosetoleranz.
Latenter Diabetes mellitus
Bei Personen mit normalem oralen Glukosetoleranztest, die unter Belastungen wie Schwangerschaft, Infektionen, Stress oder Gewichtszunahme pathologische Werte zeigen.
Verminderte Glukosetoleranz
Dazu gehören:
- Personen, bei denen der orale Glukosetoleranztest pathologisch ist und der Nüchternblutzucker unter 120 mg/dl liegt (früher: asymptomatischer, subklinischer, chemischer Diabetes mellitus)
- Personen mit pathologischen Werten im Test, bei denen der Nüchternblutzucker über 120 mg/dl zu konstatieren ist.
Klinisch manifester Diabetes mellitus
Hierbei sind festzustellen: pathologische Blutzuckerwerte Harnzuckerausscheidung sowie das Vorliegen typischer Symptome und eventueller Komplikationen des Diabetes mellitus.
Gut praktikabel ist die Unterscheidung in primäre und sekundäre Diabetesformen, denen eine andere Grunderkrankung vorausgegangen ist.
Zu den primären Formen zählen Diabetes Typ 1 (insulinabhängiger Diabetes mellitus) und Typ 2 (nicht insulinabhängiger Diabetes mellitus). Der primäre Typ 2 bedarf in aller Regel bestimmter Auslösemechanismen als Voraussetzung für seine Manifestation im Sinne des multifaktoriellen Vererbungsmodus. Dazu gehören auch die Grunderkrankungen, die einen sekundären Diabetes mellitus auslösen können. Zu den auslösenden Momenten gehören auch die bekannten so genannten Risikofaktoren wie Übergewicht, körperliche Inaktivität, Stress, Rauchen, Alkoholabusus.
An Grunderkrankungen kommen insbesondere in Frage Pankreas- und/oder Leberleiden oder innere Erkrankungen wie Drüsenstörungen und deren Folgen. Auch eine Schwangerschaft ist in der Lage, einen Diabetes mellitus zu forcieren. Weitere Auslösefaktoren können Medikamente sein.
Symptomatik:
- Hoher Blutzucker (>120 mg/dl), Zucker im Urin, gesteigerter Durst und vermehrtes Trinken, erhöhte Harnmenge
- Nächtliche Wadenkrämpfe
- gesteigerte Nahrungsaufnahme
- Adynamie
- Pruritus, Ekzem, Furunkulose, Mykosen
- Parodontopathien, Wundheilungsstörungen
- chron. Harnwegsinfektionen
- Potenz- und Menstruationsstörungen
- Fettleber, oft schon in den Anfangsstadien
- Arthropathien
- diabetische Osteopathie
- Acetongeruch
- Gewichtsabnahme; Fastenkuren, weil sie die Glukoneogenese fördern
- Gefäßentzündungen
- diabetisches Koma
Labor:
Hyperglykämie
Blutzuckerwerte: normal 80 – 100 mg/dl
HbA1c: normal 4-6 %, Graubereich 6-7 %, manifester Diabetes ab 7 %
Zucker im Urin mit verstärkter Elektrolytausscheidung
Spätkomplikationen:
- Mikroangiopathien – Retinopathie, Glomerulosklerose, Polyneuropathie, div. Gefäßveränderungen an Haut, Muskulatur, Konjunktiva, Plazenta und Skelett.
- Makroangiopathien – Koronarsklerose, Arteriosklerose der Nierengefäße, Zerebralsklerose, Sklerose der Beinarterien
- Niereninsuffizienz, Dialyse
- Trophische Störungen der Haut, bis zum Gangrän
- Risiko besteht für Hypertonie, Herzinfarkt, Apoplexie, Venenthrombose
Wann ist eine Untersuchung sinnvoll?
Eine regelmäßige Untersuchung ist sinnvoll, wenn folgende Faktoren zutreffen:
- Diabetes mellitus kommt in der Familie vor
- Übergewicht, körperliche Inaktivität
- Cholesterinämie
- Hypertonie
- Hypoglykämien
- Katarakt
- Symptome, wie Durst, Polyurie, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, verschwommenes Sehen, Hautjucken, resistente Wunden, Gewichtsverlust.
- Bei der Einnahme von Medikamenten, wie
– Glukokortikoide
– Diuretika
– Antihypoglykämika (Diazoxid)
– Immunsuppressiva (Cyclosporin)
– Zytostatika (Cyclophosphamid)
Therapeutische Möglichkeiten zur unterstützenden Behandlung des Diabetes Typ 2:
Ernährungsregeln
Neben den bekannten klinischen Ernährungsplänen sollte grundsätzlich die Kohlenhydratzufuhr reduziert, fette Speisen vermindert und nur hochwertiges Eiweiß genossen werden. Besser sind immer auch kleinere Mahlzeiten. Die Speisen sollten so zubereitet werden, dass der Anteil der Lebensfreude nicht unbedingt verringert wird.
Allgemeinmaßnahmen
- adäquate körperliche Bewegung zur Erhaltung der Elastizität, des Stoffwechsels und des Energiehaushaltes
- morgendliches Trockenbürsten als Gefäßtraining und Verbesserung der Hautatmung, deren Erhalt nach Hufeland besonders wichtig ist
- Kneipp´sche Anwendungen, wie Tautreten, Unterschenkelgüsse, wechselwarme Anwendungen als Gefäßtraining und zur Stoffwechselaktivierung
- Rhythmisierung der Lebensweise
- Elementare Einwirkung durch Licht, Luft, Sonne
- Medikamentöse Therapie
- Beeinflussung des Zuckerhaushaltes
- Gefäßschutz
- Nervenschutz
- Leberschutz
- Hautschutz
Die vorgenannten Anwendungsgebiete stellen kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände oder Leiden dar.