In der Zeitschrift „Heart“ wurde ein Untersuchungsergebnis aus der EPIC Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition-Studie) veröffentlicht. Anlass waren frühere Beobachtungen aus Neuseeland, die darauf hinwiesen, eine Einnahme von Calcium über den täglichen Bedarf hinaus könne schädlich sein (Mark Bolland, University of Auckland).
Tatsächlich kam die Forschergruppe zu dem Schluss, dass eine übermäßige Calciumzufuhr das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko um 27 % ansteigen lässt. Dieses Ergebnis wurde in Deutschland bereits 2010 veröffentlicht.
Die Universität Zürich hat die vorliegenden Daten unter der Leitung von Sabine Rohrmann überprüft und leider festgestellt, dass das Herzinfarktrisiko bei einer hochdosierten Einnahme von Calciumsupplementen sogar um 86% erhöht war. Bei Probanden, die das Calcium in Kombination mit weiteren Mineralien und/oder Viatminen einnahmen, war das Risiko niedriger.
Allerdings bestritt die neuere Überprüfung das
erhöhte Risiko für einen Schlaganfall.
Natürlich warnt die British Heart Foundation vor übereilten Reaktionen und
verweist ihrerseits wieder darauf, dass eine prospektive Beobachtungsstudie wie
EPIC nicht zweifelsfrei belegen, dass Kalziumsupplemente die Ursache von
Herzinfarkten sind.
Im Zweifelsfall helfen ein paar alte Volksweisheiten:
- Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile.
- Viel hilft nicht unbedingt viel.
Das sagt nichts anderes aus, als dass es – von wenigen Ausnahmen abgesehen – wenig sinnvoll ist, nur ein Mineral ohne zusätzliche Vitamine zu substituieren und dass die absolute Menge von Calcium als Nahrungsergänzungsmittel kein Indikator für die Wirksamkeit eines Präparates ist.
Aus naturheilkundlicher Sicht kann die zusätzliche orale Substitution von Vitaminen und Mineralien nur in Zeiten erhöhter Belastung oder bei einseitigen Diäten befürwortet werden. Treten Mangelzustände wegen einer reduzierten Resorptionsfähigkeit auf, ist die orale Substitution obsolet und eine parenterale Substitution angezeigt.
Quellen:
- Heart 2012; 98: 920-925
- BMJ 2010; 341: c3691