Die Kombination von Grapefruit-Saft und einer Vielzahl von gängigen Medikamenten kann der Gesundheit schaden und sogar tödliche Folgen haben. Zwar ist die Wechselwirkung zwischen Pampelmusen und einer ganzen Reihe verschiedenster Medikamente in Fachkreisen schon seit etwa zehn Jahren bekannt. Viele Patienten und Hausärzte seien sich dieses Risikos aber nicht bewusst, sagt der Pharmakologe Professor Thomas Eschenhagen vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf.
Gerade bei gesundheitsbewussten Menschen sind Säfte aus den Vitamin C-reichen Pampelmusen sehr beliebt. Dass diese kalorienarme Zitrusfrucht, die auch im Rahmen vieler Diätkuren empfohlen wird, in Verbindung mit Dutzenden Medikamenten lebensgefährlich sein kann, wissen die meisten Menschen aber wohl nicht.
Grapefruits beeinflussen die Wirkungsweise zahlreicher Medikamente verschiedenster Kategorien, darunter sind:
- Antidepressiva
- Verschiedene Medikamente bei Herzkrankheiten
- Antibiotika
- Immunsuppressiva
- Schmerzmedikamente
- Potenzmittel
- Blutdrucksenker
- Krebsmittel
- Anti-Baby-Pille
- Cholesterinsenker
- Allergiemedikamente
Besonders gefährlich ist die Kombination etwa mit Cholesterinsenkern und Antiallergika, die schon mehrere Todesfälle verursacht hat. So berichtet die Wissenschaftlerin Amy Karch von der Universität Rochester von einem US-Bürger, der Statine einnahm, um seinen Cholesterinspiegel zu senken. Der Mann trank täglich arglos zwei bis drei Gläser Grapefruitsaft. Zwei Monate später „litt er plötzlich an Muskelschmerzen, Müdigkeit und Fieber und begab sich in die Notaufnahme eines Krankenhauses“, schreibt Karch im „American Journal of Nursing“. Kurz darauf starb der Patient an Nierenversagen.
Von einem
anderen tödlichen Fallen berichtete die deutsche Herzstiftung. Dabei starb ein
29jähriger Mann, der gegen seinen allergischen Schnupfen das Antiallergikum
Terfenadin einnahm. Bei der Autopsie fanden Mediziner im Blut des Mannes, der
täglich Grapefruitsaft getrunken hatte, eine um das 30fache erhöhte
Konzentration des Medikaments.
Die Ursache für die Wechselwirkung ist der Fachwelt schon seit einigen Jahren
bekannt: Pampelmusen werden in Dünndarm und Leber von dem gleichen Enzymsystem
verstoffwechselt, das laut Eschenhagen am Abbau von mehr als 50 Prozent aller
Medikamente eine Rolle spielt. Diese Cytochrom P450-Enzyme werden durch einen
bislang unbekannten Inhaltsstoff von Grapefruits blockiert. Die Folge: Die
Medikamente werden nicht abgebaut und reichern sich im Blut mitunter in
bedrohlichen Konzentrationen an.
Bei dem
Antiallergikum Terfenadin wirkt diese Enzymblockade besonders fatal: Denn das
Mittel an sich wirkt stark herzschädigend und wird erst durch die Cytochrom
P450-Enzyme zu einer Substanz abgebaut, die Allergien bekämpft. Ist das
Enzymsystem allerdings blockiert, bleibt der herzschädigende Effekt des Präparats
erhalten. Wegen der gefährlichen Wechselwirkung mit Grapefruits wurden laut
Eschenhagen bereits mehrere Medikamente wie etwa das Magenmittel Cisaprid vom
Markt genommen.
Auch gängige Antibiotika können in Verbindung mit Pampelmusen gefährlich
werden. So gibt es Hinweise darauf, dass Erythromycin, ein gewöhnlich gut
verträgliches Mittel, in Verbindung mit Grapefruits die Gefahr für den
plötzlichen Herztod erhöht. Laut Karch beeinträchtigten Grapefruits zudem die
verhütende Wirkung der Anti-Baby-Pille.
In den USA müssen inzwischen alle neuen Präparate vor der Zulassung auf ihre
Wechselwirkungen mit der Zitrusfrucht geprüft werden. Die Amerikanerin Karch
rät in ihrem Bericht, die Beipackzettel von Medikamenten immer sorgfältig zu
studieren. In Deutschland warnen jedoch Eschenhagen zufolge nicht alle
Packungsbeilagen betroffener Medikamente vor der Kombination.
Die früher ausgegebene Empfehlung für Nutzer von Medikamenten, ganz auf Grapefruitsaft zu verzichten, erscheint Eschenhagen übertrieben. Dem Experten zufolge sollten Patienten, wenn sie etwa um 8.00 Uhr morgens Medikamente einnehmen, aber unbedingt bis Mittag warten, ehe sie zu dem Fruchtsaft greifen. Lediglich bei manchen Retard-Medikamenten, die ihren Wirkstoff nur langsam abgeben, rät der Pharmakologe zur Meidung von Pampelmusen.
Quellen:
- American Journal of nursing
- Mittelungsblatt Prodekanat für Forschung der Medizinischen Fakultät, Universität Hamburg