Dieses Thema beschäftigt die Medizin schon sehr lange. Am bekanntesten dürfte wohl die Thematik um die Langzeit Borreliose sein, die gerade von den Long Covid Syndromen verdrängt wird.
Neuere Forschungen haben jetzt einen anderen Erklärungsansatz für diese lang bestehenden Krankheitsbilder aufgezeigt. An der Tuffs University in Boston, Massachusetts brachten die Wissenschaftler um Sergio Hernandez diesen neuen Aspekt für das Entstehen einer langfristigen Störung ins Gespräch. In einer Publikation berichten sie über Patienten mit Neuroborreliose. Hier stellten sie fest, dass die Betroffenen ständig erhöhte Werte von 20 Immunmediatoren im Blutserum und in der Spinalflüssigkeit haben. Bei Patienten mit persistierenden Symptomen, die z. B. nach einer Antibioticakur immer noch auftraten, war der Spiegel von α-Interferon im Blutserum erhöht. Gleichzeitig stellten die Wissenschaftler fest, dass die massivsten Erhöhungen dieses Wertes mit den schlimmsten Symptomen einhergingen. Sie folgern daraus, dass die Symptome aber nicht durch die Erkrankung selbst verursacht werden. Die Erkrankungen dienen letztendlich nur als initialer Trigger dafür, dass die erhöhten INF α Spiegel diese Symptomatik verursachen. Gerade dieses Zytokin (Proteinkörper) ist dafür bekannt, dass es mit einer überschießenden Entzündungsreaktion auch bei anderen Erkrankungen wie Covid 19, Lupus etc. in Zusammenhang steht. Die Forscher gehen davon aus, dass neue Therapeutica, die gegen IFN α gerichtet sind, diese Langzeiterkrankungen mildern können. Bevor sie aber zum Einsatz kommen können, müssen noch weitere Studien an größeren Gruppen von Patienten mit entsprechenden Symptomen gemacht werden.
Das wäre allerdings auch ein Tipp für naturheilkundlich tätige Therapeuten, denn uns stehen ja viele antiinflammatorische Medikamente zur Verfügung.
Quelle: Annette Rösler / Pharmazeutische Zeitung vom 18.5.23