Germanwatch ist eine deutsche Organisation, die sich vor allem auch für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen engagiert. Ihre Untersuchungen haben schon viele Missstände aufgedeckt und nun ist eine Untersuchung veröffentlicht worden, die eine weitere katastrophale Entwicklung aufzeigt.
Die Organisation ließ Hähnchenfleisch untersuchen, das von Discountern stammte. Bei Lidl, Aldi, Real, Netto und Penny wurden mehrere Proben aus verschiedenen Niederlassungen überprüft. Dabei zeigte sich, dass insgesamt 56% der insgesamt untersuchten 59 Proben mit antibiotikaresistenten Keimen belastet waren. Nicht nur das, sondern auch die folgende Aussage von Germanwatch gibt zu denken: „Keiner der „Top 5“ der Supermarktkonzerne bot durchweg nicht-kontaminiertes Hähnchenfleisch an.“
20 Prozent der Billig-Hühnchen aus den Testkäufen wiesen gleich Multiresistenzen gegen verschiedene Antibiotika-Klassen auf, bei 10 Prozent konnten MRSA-Erreger nachgewiesen werden und bei drei Proben handelte es sich um ESBL-bildende Keime. Zum besseren Verständnis: Extended-Spectrum-Betalaktamasen (ESBL) sind bakterielle Enzyme, die verschiedene Antibiotika ausschalten können.
Und MRSA sind Erreger, die einen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus bezeichnen. Kommen solche Keime zum Beispiel über Wunden in den Körper, können sie gefährliche Infektionen auslösen. Prädilektionsorte hierfür sind Rachen- und Nasenschleimhaut.
Ich finde diese Ergebnisse alarmierend und es ist ein deutliches Versäumnis der Bundesregierung, dass sie nichts gegen diese bekannt hohen Kontaminationsraten unternimmt. Und es ist bekannt, dass der Behörde die Situation bekannt ist. Bereits 2017 veröffentlichte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz die folgende Meldung:
Antibiotikaresistente Bakterien in ökologischer Haltung seltener.
„Die Ergebnisse des repräsentativen Zoonosen-Monitorings 2016, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute veröffentlicht hat, zeigen, dass bestimmte antibiotika-resistente Bakterien in ökologischen Haltungsbetrieben von Masthähnchen seltener nachgewiesen werden als in konventionellen Haltungen. Eine Ursache hierfür könnten Unterschiede in der Häufigkeit der Behandlung von konventionell und ökologisch gehaltenen Masthähnchen mit Antibiotika sein.“ (BVL 2017)
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Germanwatch ergänzend elf Proben aus Hofschlachtungen in ganz Deutschland untersuchen ließ. Dabei stellte sich heraus, dass eine einzige Probe mit MRSA belastet war und das entspricht einer Gesamtkontamination von neun Prozent. Und hochinteressant war in diesem Zusammenhang, dass Resistenzen gegen die so genannten Reserveantibiotica bei Hofschlachtungen überhaupt nicht gefunden wurden. Und bei den Proben, die aus ökologisch arbeitenden Betrieben stammten, wurden überhaupt keine resistenten Keime gefunden. Das deutet nach meinem Dafürhalten darauf hin, dass Fleisch aus Betrieben mit handwerklicher Schlachtung einen eindeutigen Gesundheitsvorteil gegenüber Fleisch aus industrieller Schlachtung und Billigaufzucht hat.
Hauptsache satt, aber billig ist eben doch nicht die richtige Wahl.
Den gesamten Bericht von Germanwatch finden Sie hier.