Die Veröffentlichung dieses Tests löste ziemliche Verwirrung aus. Angeblich kann man mit einem sehr einfachen Test eine Bindegewebsschwäche und damit auch ein verstecktes Aortenaneurysma erkennen.
Klären wir zunächst die Begriffe. Ein Aortenaneurysma ist eine sackartige Ausweitung der Hauptschlagader im Bauchraum. Besonders betroffen sind Männer über 65 Jahren. Eine bestehende Bindegewebsschwäche kann einen solchen Prozess unterstützen. Gleichzeitig wirken sich Bluthochdruck und eine beginnende Gefäßverkalkung begünstigend auf die Entstehung eines Aneurysmas aus. Festgestellt wird eine solche Veränderung mittels Ultraschalluntersuchung. Spezifische Beschwerden, die auf ein Aneurysma hindeuten, gibt es kaum. Bei manchen Patienten gibt es Schmerzzustände, die im Bauchraum lokalisiert sind und in die Beine ausstrahlen. Meist ist ein pulsierender Tumor tastbar. Wenn sich das Aneurysma im thoracalen Anteil der Aorta befindet, ist die Palpation natürlich nicht möglich.
Die Gefahr, die von einem Aneurysma ausgeht, ist das Einreißen des Gefäßsacks. Das Problem bedarf einer chirurgischen Intervention.
Der erwähnte Selbsttest ist relativ einfach. Man beugt bei gestreckter Hand den Daumen in Richtung Handkante. Ragt er über diese hinaus, könnte eine Bindegewebsschwäche vorliegen.
Nun haben amerikanische Wissenschaftler das ganze bei 305 Patienten untersucht. Das Ergebnis zitiere ich hier wörtlich: „Nur 10 (3,3 Prozent) aller 305 Patienten hatten einen positiven Daumen-Test. Damit erwies sich die Sensitivität des Tests (das heißt der Anteil kranker Patienten, die auch als solche ermittelt wurden) als niedrig (7,5 Prozent). Es wurden über diesen Test also nur wenige der insgesamt vorhandenen Aneurysmen identifiziert. Doch die Spezifität (also der Anteil nicht Betroffener, die als solche klassifiziert wurden) war sehr hoch: 98,5 Prozent. Das heißt umgekehrt: Fast alle Studienteilnehmer mit positivem Daumen-Test hatten auch tatsächlich ein Aneurysma. Ein negativer Test schloss hingegen ein Aneurysma nicht aus.“
Insgesamt also ein wenig effizientes Werkzeug, das den Patienten mehr verunsichert als ihm nützt. Aber vielleicht veranlasst ein positiver Test zu einer sonografischen Untersuchung, womit ein Aneurysma dann ausgeschlossen werden könnte.