Jetzt geht es um die Wurst

Diesmal nicht im übertragenen, sondern im realen Sinn.
Seit nämlich die Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht hat, verarbeitete Fleischprodukte und ein generell hoher Fleischkonsum würden quasi zwangsläufig zu Darmkrebs führen. Das untermauert auch eine angebliche Wissenschaftlerin zur besten Sendezeit im Fernsehen, allerdings ohne irgendwelche Fakten zu nennen. Immerhin hat der Sender dieser Dame einen weiteren Sachverständigen gegenüber gestellt, der zwar meinte, das alles sei Unsinn, aber sich mit Fakten auch ein bisschen hart tat.

Und was ist denn nun dran an der ganzen Geschichte?

Definitiv ist der Mensch von der Ausbildung seines gesamten Verdauungstraktes aus gesehen, ein Mischköstler – oder, etwas weniger fein ausgedrückt, ein Allesfresser. Das bedeutet, dass der Mensch mit allen angebotenen und essbaren Nahrungsmitteln umgehen und sie verwerten kann.
Wie weit das geht, sieht man zum Beispiel auch auf so genannten Survival- Trainings, bei denen Mahlzeiten im Verzehr auch von Beeren, Sträuchern oder Käfern bestanden. Zweifelsohne sind das Extremfälle.
Doch lassen wir einen echten Wissenschaftler zu Wort kommen. Dr. Rolf Schuler aus Berg forschte in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sehr intensiv über die Intestinalflora des Menschen und die gesamten Verdauungsprozesse. In einem seiner Bücher veröffentlichte er eine wichtige Statistik. Diese besagt, dass in Japan der Darmkrebs in der Zeit vor der Industrialisierung des Landes weitgehend unbekannt war. Mit der Massenindustrialisierung, die dort in den 60er Jahren begann, stieg zum einen der Konsum von fettreichen Nahrungsmitteln und von Fastfood. Bereits 1985 hatte der Anteil an Darmkrebserkrankungen denselben Anteil an den Krebserkrankungen wie in allen anderen Industriestaaten. Das bedeutet übrigens für Deutschland, dass Darmkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung darstellt.
Um noch einmal zu den Forschungen von Dr. Schuler zurückzukommen: er beschrieb sehr anschaulich, dass ein erhöhter Verzehr von Fett zu einer erhöhten Freisetzung von Gallenflüssigkeit führt – was ein völlig physiologischer Vorgang ist. Gleichzeitig gibt es im Darm mancher Menschen gewisse Bakteriengruppen, die die Gallensäuren an einer ganz bestimmten Stelle „knacken“ können und sie durch die so erfolgte Veränderung ihrer chemischen Struktur zu cancerogenen Substanzen machen.

Das Fazit:

Lassen Sie sich nicht verunsichern und denken Sie mit Ihrem Bauch! Lassen Sie sich auch die Bratwurst-Semmel nicht vermiesen, das ist ja nicht Ihr Hauptnahrungsmittel. Ernähren Sie Ihren Körper, wie er konstruiert ist: als Mischköstler. Das heißt, alle essbaren Nahrungsbestandteile sollten in einem Speiseplan vorhanden sein. Ein großer Anteil an Salaten und Gemüsen, dann kommen Kohlenhydrate und natürlich auch Fleisch. Dabei sollte man bei letzterem schon darauf achten, wo es herkommt und wie es erzeugt wurde. Und es wäre wichtig, dass es nicht zu fett ist. Dasselbe gilt auch für verarbeitetes Fleisch, also Wurst.
Und wie war das mit dem Verunsichern? Wenn Sie schon mit einem schlechten Gewissen in eine Leberkäs-Semmel beißen und Angst haben, krank zu werden, dann sollten Sie es wirklich nicht tun. Es gibt noch ausreichend vegetarische Ernährungsformen, mit denen Sie möglicherweise besser zurecht kommen als mit dem Verzehr von Wurstwaren.

Übrigens ist die häufig wiederholte These, Vegetarier seien gesünder, so nicht haltbar. Nathalie Burkert, Epidemiologin und Sozialmedizinerin an der medizinischen Universität in Graz, hat in der „Welt“ ein Interview zu einer von ihr durchgeführten Studie gegeben, die herausfand, dass Vegetarier generell häufiger an Asthma, Krebs und psychischen Erkrankungen litten als die Menschen, die sich mit einer gesunden Mischkost ernährten. Aber auch sie warnte davor, voreilige Schlüsse aus dieser Entdeckung zu ziehen und die Forschungsergebnisse zu verallgemeinern. Vielleicht wäre die Weltgesundheitsorganisation mit diesem Credo auch gut beraten, sie ist nämlich gerade dabei, ihren guten Ruf zu verspielen.

Quellen:

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