Bereits mehrfach wurde über die Gefahren des Plastikgrundstoffes Bisphenol A berichtet. Aufgeschreckt wurden viele Menschen durch den weit über der Erlaubnisgrenze liegenden Wert in Schnullern, der vor einem Jahr entdeckt wurde (wir berichteten). Die zurückliegenden Untersuchungen waren jedoch statistisch nicht aussagekräftig genug, da es keine Kontrollgruppen zu den untersuchten Personen gab oder stützten sich nur auf Tierversuche mit Ratten.
So argumentierte die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa bei der Heraufsetzung des Grenzwertes damit, dass der Mensch Bisphenol A schneller abbaut als Nagetiere und daher weniger gefährdet sei.
Nun gibt es allerdings eine neue Studie von amerikanischen und chinesischen Wissenschaftlern, die im Fachblatt Fertility and Sterility online vorgestellt wurde. Es konnte nachgewiesen werden, dass Männer, deren Urin mehr von dem Östrogen ähnlich wirkenden Stoff Bisphenol A enthielt, weniger Spermien produzierten und diese auch nicht in vollem Umfang beweglich waren. Es lag also bei diesen Männern eine Oligospermie, teilweise auch eine Kryptozoospermie vor. Damit unterschieden sich diese chinesischen Fabrikarbeiter von der Kontrollgruppe, die weniger BPA im Urin und auch zahlenmäßig mehr und vitalere Spermien produzierten.
Alarmierend ist in diesem Zusammenhang, dass an amerikanischen Unfruchtbarkeitskliniken bei 90 Prozent aller Männer erhöhte BPA Werte im Urin nachgewiesen werden konnten.
Das Bundesamt für Risikobewertung und die Efsa bemängelten erwartungsgemäß die Ergebnisse der Studien. Sie kritisieren vor allem, dass eine mögliche Belastung der Männer mit anderen Chemikalien nicht untersucht wurde. Der Streit, ob Bisphenol A für die weltweit (nicht nur in China) sinkende Spermienqualität mitverantwortlich gemacht werden kann, geht also sicher weiter.