Man könnte diesen Artikel auch überschreiben mit „Welches Wissen schafft Wissenschaft?“ in Anlehnung an einen Vortrag von HP Georg von Hannover im Rahmen der Seminarwoche der internationalen Akademie für Naturheilkunde in St. Moritz in diesem Jahr.
Seit einiger Zeit wird massiv propagiert, dass Mütter während der Schwangerschaft in hohen Dosen Vitamin B12 und Folsäure einnehmen müssen, damit das Kind nicht mit einer Spina bifida aperta auf die Welt kommt. Doch diese angeblich so positive Wirkung von Vitamin B12 und Folsäure ist keineswegs durchgehend belegt.
Es gibt überall nur vage Aussagen, dass B12 und Folsäure das Risiko einer Spina bifida deutlich senken, aber keine Zahlen. Und in einem Beitrag von Deutschlandradio Kultur wurde der Mythos auch schon wieder entzaubert.
Die Autoren formulierten dies folgendermaßen:
Ganz speziell wurde es allen Schwangeren wärmstens zur Vermeidung von Missbildungen empfohlen. Gibt es wenigstens hier positive Nachrichten? Leider nein.
Eine Studie, die gerade heftige Aufregung verursacht hat, hatte ergeben, dass Folsäuregaben während der Schwangerschaft für fettere Kinder sorgen. Teilnehmerinnen der indischen Studie waren 700 Schwangere bzw. deren Kinder. Als diese im sechsten Lebensjahr erneut untersucht wurden, hatten sie – obwohl sie eher dünn aussahen – mehr Speck unter der Haut als britische Kinder. Der Grund liegt unter anderem darin, dass es sich um Vegetarierinnen handelte, deren Eiweißversorgung einfach schlechter ist. Je besser die Eiweißversorgung – vor allem mit tierischem Eiweiß – desto mehr Muskeln werden gebildet und desto schwerer sind die Kinder.
Wenn das Vegetarierinnen waren, dann hatten die möglicherweise einen niedrigen B12-Spiegel. Richtig. Auch hier gab es das Problem nur bei Frauen, die wenig B12 aber viel Folsäure im Blut hatten. Wer gerne tierische Produkte isst, die reichlich B12 enthalten, hat damit keine Probleme. Was aber an dieser Studie das blanke Entsetzen der Fachwelt ausgelöst hat, war etwas anderes: die Kinder der betroffenen Mütter entwickelten eine Insulinresistenz – also das erste Anzeichen von Altersdiabetes. Jetzt endlich dämmert es den Experten, dass nicht unbedingt Junkfood das Problem auslöst könnte, sondern womöglich die Kombination von vegetarischer Ernährung in Verbindung mit Folsäuretabletten. Denn Junkfood gibt es seit vielen Jahrzehnten, neu aber sind die Folsäureprophylaxe und die wachsende Zahl von Salatesserinnen.
Und wie reagiert die Fachwelt nun? Das alte Prinzip: Mund halten, Augen zu und durch. Deshalb hört man ja in der Öffentlichkeit nichts davon.
Doch in einem Fachvortrag entzaubert Frau Dr. Kracke B12 und Folsäure noch weiter – es scheint Hinweise zu geben, dass die Gabe dieser Vitamine in der Schwangerschaft zu einem gehäuften Auftreten von Allergien bei den Kindern führt.
Und die Veränderungen? Ingraham und Watson veröffentlichten 1954 einen Bericht und stellten fest, dass zwischen 0,35 und 7 Fälle von spina bifida auf 1000 Geburten kamen. Heute sind es trotz Vitamin B12 und Folsäure in Mitteleuropa 1 Fall auf 1000 Geburten.
Und das Wundervitamin D wird in einer neuen Untersuchung des Helmholtz-Zentrums in Leipzig (UFZ) und des Institutes für Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Wittenberg ähnlich entzaubert. Denn auch hier zeigte sich ein höheres Auftreten von Kindern mit Nahrungsmittelallergien, wenn diese einen hohen Vitamin D-Spiegel aufwiesen. Die Leiterin, Dr. Weiße, erklärt: „Ein Zuviel an Vitamin D könnte die Entwicklung von regulatorischen T-Zellen unterdrücken und dadurch das Allergierisiko erhöhen“.
Die Ergebnisse sind jedoch – wie Dr. Weiße selbst betont – noch mit Vorsicht zu betrachten, da es immer wieder widersprüchliche Aussagen gibt. So existieren auch Studien, in denen ein hoher Vitamin D-Spiegel vor Allergien zu schützen scheint.
Die Kritiker an separaten Vitamin-Gaben werden immer mehr und die Hinweise verdichten sich, dass zu viele zusätzlich zugeführte Vitamine durchaus nicht immer positive Effekte haben müssen.
Kann man sich vielleicht – fernab von allen wissenschaftlichen Forschungen – darauf einigen, dass man bestimmte Krankheiten kaum „austricksen“ kann und eine gesunde, Vitamin und mineralstoffreiche Ernährung während der Schwangerschaft sowie lange Aufenthalte im Freien auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben?