Magen und Osteoporose

Jetzt ist es also amtlich, was alle Naturheilkundigen schon immer sagen: 
Der Magen ist schuld.

So ziemlich an allem. Wenn die 8 Bratwürstel mit Kraut, direkt gefolgt von einem Schnitzel mit Kartoffelsalat und noch ein bisschen Nudelsalat in Kombination mit einem hochtoxischen Weißbier, gekrönt von einem Teller Nudelsuppe als Absacker am letzten Samstag abends genossen eine unruhige Nacht bereiteten und dies nicht einmal durch einen Kräuterschnaps bereinigt werden konnte. Und wenn am nächsten Morgen der Sod brennt und alles nach Wasser schreit und dieser blöde Magen nicht einmal Schonkost verträgt – nur Gurke, Tomate und Käse zum Frühstück – zugegeben, es war vielleicht ein bisschen viel Kaffee – also am allgemeinen Unwohlsein ist doch wohl der Magen schuld.

Der Kollege Werner Hemm zitiert in diesem Zusammenhang gerne Paracelsus, der sagte „der Magen ist immer der erste Anfänger“.

Und damit verlasse ich die Aufmunterungsecke und begebe mich zur nüchternen Wissenschaft.

Das Team um Dr. Thorsten Schinke und Prof. Michael Amling berichtet über seine Studienergebnisse im Wissenschaftsjournal „Nature Medicine“ (Nat Med. 2009 Jun; 15(6): 674-81): 
Ist die Bildung von Magensäure gestört, steigt also der pH-Wert des Magens, wird die Resorption von Calcium aus der Nahrung dramatisch vermindert und daraus kann sich natürlich eine leichtere Neigung zu Knochenbrüchen („Knochenmüdigkeit“) wie auch eine Osteoporose entwickeln. Die Hauptursache für eine unzureichende Magensäurebildung ist aber nicht unbedingt das Krankheitsbild der Achylie, sondern heutzutage mehr die Einnahme von Protonenpumpenhemmern, welche von der Pharmaindustrie erfolgreich als Magenschutz vermarktet werden. Sagen die Wissenschaftler.

Um noch einen anderen zu zitieren:
Dr. R. Schuler hat schon vor mehr als 20 Jahren darauf hingewiesen, dass eine Störung der Magensäurebildung zu massiven Störungen der Resorption in den oberen Abschnitten der Darmes führt. In der weiteren Folge würde der pH-Wert des Darminhaltes, vor allem auch durch die Sekretion des 1,5 Liter stark alkalischen Pankreassaftes (pH 8,3) so stark angehoben, dass die mikrobiologischen Aktivitäten der Intestinalflora keinesfalls mehr in der Lage sind, den Darminhalt soweit anzusäuern, dass in den oberen Abschnitten des Dickdarmes eine hinreichende Resorption von Calcium möglich ist. Das kann laut der Aussage von Dr. Schuler nur im sauren Milieu erfolgen.

Die Wissenschaftler bieten natürlich Lösungsmöglichkeiten an – etwa Calcium gebunden an Gluconat zu substituieren, was der Körper aufnehmen könne. Und – Schinke und Amling verraten noch ein prekäres Detail am Rande: Derzeit werden allerdings über 95 Prozent aller in Deutschland verkauften Kalziumpräparate aus Kalziumcarbonat hergestellt und dieses wird laut den Studienergebnissen vom Körper gar nicht aufgenommen.
Ist das dann die Lösung?

Nein! Ich betreibe meine Praxis jetzt fast 40 Jahre und schlage mich immer wieder mit Ersatzmedikamenten herum. Das sind solche, die gegeben werden, um einen Schaden, den ein anderes Medikament verursacht hat, wieder auszugleichen. Das kann doch bitteschön kein naturheilkundlich gangbarer Weg sein.

Was passiert denn noch alles, wenn die Magensäure „geblockt“ wird?

Zunächst einmal wird der fein säuberlich, 30-mal gekaute und mit viel Speichel vermischte Speisebrei nicht mehr ordnungsgemäß aufgeschlüsselt und optimal auf die weitere Verwertung im Dünndarm vorbereitet.

Ebenso wenig wird der intrinsic factor gebildet, ein wichtiges Glycoprotein des Magens, welches die Resorption von Vitamin B12 und Folsäure im Dünndarm ermöglicht.

Dann wird bei einer Reduzierung der Magensäurebildung dem Körper auch die Möglichkeit genommen, seine im Stoffwechsel insgesamt angesammelten Säuren auszuscheiden. Was zu einem nicht unerheblichen Anteil über die Bildung von Magensäure erreicht wird. Dadurch entsteht eine Abpufferung des Gesamtorganismus durch Natriumbicarbonat, welches im Rahmen dieses Prozesses gebildet wird.

Was ist die Folge?

Der Organismus muss sich andere Ausscheidungswege für die Säuren suchen, aber diese zunächst abpuffern.
Womit? Mit Calcium! Bingo! Hiermit ist der pathogenetische Kreis geschlossen!

Mit Sicherheit sagt die Wissenschaft, dass die Zahl der säurebedingten Ulzera und der Billroth 1- und Billroth 2-Operationen durch Magensäurehemmer stark zurück gegangen sei. Das ist auch glaubhaft, denn leider sind ja nicht alle Patienten bei einem Heilpraktiker in Behandlung.

Was können wir tun?

Im akuten Fall gebe ich als momentanes Hilfsmittel gerne NemaBas, um die Magensäure zu puffern. Sehr vielversprechend und auch für den längeren Einsatz geeignet ist das Basensalz von Truw.

Aber das sind nur Akut-Hilfsmittel nach falschem Essen.

Eine Lösung dieses Problems ist sicher sinnvoll und mit dem Heilpraktiker Ihres Vertrauens auch zu erreichen.

Bei Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Problematik in dieser Richtung bewährt sich zusätzlich DHU Bicomplex 16, 3-mal täglich 2 Tabletten lutschen.

Eine ausreichende Trinkmenge und eine gewisse Diätetik wären auch angezeigt. Das eingangs geschilderte Diätmuster kann als dauerhaft sehr ineffizient bezeichnet werden.

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